Buchrezension: Die Blumen des Todes; Douglas Lindsay

Die Blumen des Todes; Douglas Lindsay

Der zweite Teil „Blumen des Todes“ um das Ermittlerduo Pereira und Bain des schottischen Autors Douglas Lindsay beginnt atmosphärisch und spannungsgeladen auf einem Friedhof in Glasgow. Hier wird die Leiche des frischgebackenen Lotto-Millionärs Archie Wilson gefunden: gefesselt an einen Grabstein, im Kopf steckt ein Kreuz, im Schoss Blüten des Judasbaum. Schottisches Regenwetter. Ein miesepetriger Friedshofswärter. Die indisch-stämmige Ermittlerin Aliya Pereira und ihr Kollege Marc Bain nehmen die Spurensuche auf. Zunächst gehen die Polizisten vom offensichtlichen Motiv Neid aus, aber nach und nach kommen Verstrickungen zur Kirche und ein 20 Jahre altes Ereignis, bei dem ein Junge ums leben kam, zu Tage. Wenn das mal kein blutiges Ende nimmt…

Der Beginn der Geschichte fesselt, führt den Leser sehr bildhaft in das regnerische Schottland und regt zum Weiterlesen an. Nach einer Weile jedoch plätschert die Geschichte vor sich hin, zieht sich. Die Ermittler scheinen planlos, die Ermittlungsarbeit ziellos. Viele Motive, viele Spuren, viele Verdächtige. Sämtliche Befragten sind schlechter Laune, lügen oder verheimlichen und sind wenig bis gar nicht kooperativ. Als stilistisches Mittel für einige Protagonisten mag ein wenig zugänglicher Charakter hin und wieder sehr passend sein, aber für alle?
Der Untertitel des Buches lautet „Ein Fall für Pereira und Bain“, doch leider fragt man sich oft: Wer ist Bain? Über das unkonventionelle Privatleben der Chef-Ermittlerin erfährt man sehr viel. So ausgezeichnet sie in ihrem Job ist, so chaotisch und nicht zufriedenstellend ist ihr Privatleben. Hier fühlt sich die Alleinerziehende ständig als Versagerin, vernachlässigt ihre beiden Kinder, läuft hörig ihrer Ex-Freundin nach und lässt ihre Abende einsam und melancholisch bei einem Glas Wein ausklingen. Über ihren Kollegen Bain – der durchaus Potenzial für einen interessanten Charakter hat – erfährt man so gut wie nichts. Die Spannung vom Anfang und die Mörderjagd leidet leider unter den langwierigen Beschreibungen von Pereiras Privatleben. Grundsätzlich mag ich es, wenn in einem Krimi nicht nur die Geschichte, sondern auch die Ermittler Teil der Geschichte sind, aber hier war es manchmal doch etwas viel. Mehr subtile Hinweise auf den wahren Täter, abwechslungsreichere Charaktere, ein paar unerwartete Wendungen und eine Story, die weniger konstruiert daher kommt, wären wünschenswert gewesen. Der Schreibstil des Autors gefällt mir zu Anfang sehr gut. Im Laufe der Zeit lassen die bildhaften Beschreibungen jedoch nach und zum Schluss hin gehen Szenen und Gedanken sogar durcheinander und man fühlt sich wie auf der Flucht.
Wer einen Krimi erwartet, der einen von Anfang bis Ende fesselt, kommt hier leider nicht auf seine Kosten. Zum „mal einfach zwischendurch Lesen“ ist das Buch okay, aber es gibt eben auch einfach zu viele sehr gute Bücher!

Hinterlasse einen Kommentar

Eine WordPress.com-Website.

Nach oben ↑